Jahresbericht 2024 des Fachausschusses Kinder, Jugend, Familie und Frauen

Vorsitz: Alexander Nöhring, AWO 

Der Fachausschuss tagte im Jahr 2024 drei Mal und arbeitete intensiv in vielen Fragen rund um die Kinder- und Jugendhilfe, die Frauen- und Gleichstellungspolitik sowie zu familienpolitischen Themen zusammen. 

Der anhaltend wachsende Bedarf an Fachkräften in den Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe wurde diskutiert und es wurde mit der Erarbeitung eines gemeinsamen BAGFW-Papiers begonnen. Dieses geschah auch unter dem Eindruck der Veröffentlichung des 17. Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung im Herbst 2024, der den Fachkräftemangel als eine der zentralen Krisen in Bezug auf Kinder und Jugendliche benennt. Intensiv wurden dabei die Aspekte Gewinnung, Bindung und Qualifizierung, die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse sowie die Refinanzierung fachlicher Arbeit, auch in multi-Professionellen Teams, reflektiert.

Die Unterbringung und Versorgung unbegleiteter minderjähriger Ausländer*innen (umA) war   2024 mehrfach Thema der Debatten im Fachausschuss. Nachdem Anfang des Jahres das BMFSFJ eine „Punktuation“ zur Sicherstellung des Kinderschutzes bei der Unterbringung, Betreuung und Versorgung veröffentlicht hatte, beharrte der Fachausschuss auf die Wiedereinsetzung einer Arbeitsgruppe im BMFSFJ, die bis 2023 Bestand hatte und in der die wesentlichen Fragen gemeinsam von Bund, Länder, Kommunen und Freier Wohlfahrtspflege erörtert wurden. Ziel der BAGFW ist es, Herabsetzungen von Standards in Bezug auf das Fachkräftegebot und weiteren Qualitätsfragen zu vermeiden, gleichzeitig aber die reale Situation vor Ort nicht aus dem Blick zu verlieren.

Die Haushaltslage auf Bundesebene hat sich auch im Jahr 2024 nicht entspannt und so war die Fachausschussarbeit begleitet von der Debatte um die Sicherstellung bundeszentraler Infrastruktur durch den Kinder- und Jugendplan (KJP). Hierzu war die BAGFW, mandatiert aus dem Fachausschuss heraus, vertreten in handlungsfeldspezifischen und handlungsfeldübergreifenden Arbeitsgruppen des KJP im BMFSFJ, tauschte sich regelmäßig mit dem Ministerium aus und unterstützte die Vorbereitung einer Debatte der BAGFW-Finanzkommission mit dem zuständigen Fachreferat des Ministeriums. Darüber hinaus tauschte sich der Fachausschuss bzw. Vertreter*innen mit der „Initiative KJP“ (getragen v.a. von Jugendverbänden und der Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe, AGJ) aus.

Von ebengleicher Bedeutung war für den Fachausschuss die Auseinandersetzung mit dem Gewalthilfegesetz zur Stärkung der Einrichtungen und Maßnahmen zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt. Diese Debatte führte der Fachausschuss in engem Austausch mit dem Verein Frauenhauskoordinierung e.V., dessen 4 Mitgliedseinrichtungen BAGFW-Mitglieder sind.

Das Thema Kinderarmut begleitete das Jahr 2024 vor allem durch die Mitarbeit des Fachausschusses bzw. von ihm delegierter Mitglieder am ersten Fortschrittsbericht des Nationalen Aktionsplans (NAP) „Neue Chancen für Kinder“. Gemeinsam mit weiteren bundesweit agierenden Organisationen wurde eine Stellungnahme zum Bericht erarbeitet, die Anfang 2025 zusammen mit der Stellungnahme der Bundesanzeiger im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Die Arbeit im begleiteten „NAP-Ausschuss“ und dem dazu gehörigen „Steuerungskreis“ wurde auch im Jahr 2024 fortgesetzt.

Um die Mitarbeitenden in den eigenen Bundesverbänden besser vor Angriffen von rechtsextremer Seite zu schützen (Fachkolleg*innen, die sich mit Themen wie z. B. Kinder- und Jugendrechte, sexuelle und reproduktive Rechte, Gewaltschutz auseinandersetzen) wurde aus dem Fachausschuss heraus 2024 eine digitale Veranstaltung zum Thema „Hate Speech“ mit der Amadeo Antonio Stiftung ausgerichtet. Dabei wurde die Bedeutung von klaren Vorgehensweisen und Strategien innerhalb der Häuser unterstrichen.

Bereits 2024 warf der vom 13.-15.05.2025 stattfindende 18. Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) in Leipzig seine Schatten voraus. Bei diesem werden neben allen Einzelverbänden der BAGFW auch die Bundesarbeitsgemeinschaft mit einer der Leitveranstaltungen präsent sein. Diese wird am 15.05.2025 unter dem Titel „Wohlfahrtsverbände sorgen für demokratischen Zusammenhalt!? Herausforderungen und gute Praxis in drei ausgewählten Handlungsfeldern?“ stattfinden.

Weitere Themen, die 2024 im Fachausschuss diskutiert und erarbeitet wurden, waren die Vorbereitungen der Europa- wie auch der Bundestagswahl, eine Auseinandersetzung mit der Ausweitung des strafprozessualen Zeugnisverweigerungsrechts auf weitere Felder der sozialen Arbeit, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf und die Beteiligung der BAGFW im Unabhängigen Beirat des BMFSFJ, das Startchancenprogramm sowie das Bundesprogramm „Mental Health Coaches“.

Darüber hinaus wurde auch der Austausch zu unterschiedlichen Akteuren gefördert, z. B. mit der BAG Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) oder der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ). Auch die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz hat sich und ihre Arbeit präsentiert und damit auf Schnittstellen zu verschiedenen Themen im Fachausschuss verwiesen.

2024 waren die Entwicklung hin zu einer Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe, Entwicklungen im Bereich der Kindertagesbetreuung sowie des Ganztags so bedeutsam, dass hierfür eigene Untergremien des Fachausschusses regelmäßig getagt und die Ergebnisse in den Fachausschuss getragen haben:

Begleitgruppe Inklusives SGB VIII
 

Die Ergebnisse des Anfang 2024 abgeschlossenen Beteiligungsprozesses „Gemeinsam zum Ziel“ des BMFSFJ zur Ausgestaltung eines inklusiven Kinder- und Jugendhilfegesetzes wurden durch die Begleitgruppe der BAGFW, bestehend aus Referent*innen der Kinder- und Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe, reflektiert. Die BAGFW war mit fünf Mandaten und Stellvertretungen (aus den Fachausschüssen KJFF und Teilhabe von Menschen mit Behinderung) in der AG Inklusives SGB VIII des Beteiligungsprozesses vertreten.  Die Begleitgruppe erarbeitete im März 2024 “Erwartungspunkte” der BAGFW für ein kommendes Gesetz zur Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe, und konnte daraufhin mehrere Gespräche mit Bundestagsabgeordneten führen. Im Herbst 2024 erarbeite sie die BAGFW-Stellungnahme zum IKJHG, welche als Grundlagen zu Gesprächen mit Abgeordneten diente.

UAG Kita
 

Als Unterarbeitsgruppe des Fachausschusses befasst sich die UAG Kita mit sämtlichen Themen und Vorhaben im Bereich der Kindertagesbetreuung. Es finden regelmäßige Gespräche zu aktuellen Gesetzesvorhaben, Programmen oder Aktivitäten statt, genauso wie regelmäßige Termine mit den entsprechenden Referaten im BMFSFJ. 2024 u. a. die Fortführung und -entwicklung des Kita-Qualitätsgesetzes in der UAG Kita miteinander diskutiert und in Expertengremien begleitet. 

Ad hoc AG Ganztagsbetreuung
 

In der Ad hoc AG Ganztag wurde der anstehende Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern weiterhin begleitet. Unter anderem wurde beim Ganztagskongress 2024 von BMFSFJ und BMBF unter dem Tagungstitel „Ganztag multiprofessionell gestalten“  das gemeinsam verantwortete Fachforum „Multiprofessionelle Team- und Leitungsarbeit. Vereinbarungen für gelingende Kooperationen“ angeboten. 

Ende 2024 wurde die Federführung der BAGFW und damit auch des Fachausschusses vom AWO Bundesverband an den Paritätischen Gesamtverband übergeben.