Einführung - Gesamtstatistik 2016
Vorwort
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) legt alle vier Jahre ihre Gesamtstatistik sozialer Dienste und Einrichtungen vor. Die BAGFW-Statistik zum Stichtag 31.12.2016 ist inzwischen die 14. Gesamtstatistik, welche einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Angebote der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege im sozialen Bereich gibt. Anhand der erhobenen Daten können die Veränderungen und Entwicklungen im Wohlfahrtssektor bezogen auf die letzten vier Jahre nachvollzogen werden.
Die Zahlen der BAGFW-Gesamtstatistik belegen eindrucks- voll das Engagement und die Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege für die soziale Infrastruktur in Deutschland. So tragen die Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege zur effektiven Lösung sozialer und gesellschaftlicher Herausforderungen bei. Sie fördern Selbsthilfe und orientieren sich am Grundsatz der Subsidiarität, denn Unterstützung ist dort am effektivsten, wo sie lokal die Beteiligung der Betroffenen ermöglicht. Das Subsidiaritätsprinzip beschreibt den Vorrang kleinerer Gemeinschaften, wenn diese die notwendigen Arbeiten im Sozialraum übernehmen können. Die vielen Initiativen, Einrichtungen und Dienste der Freien Wohlfahrtspflege sind im gesamten Bundesgebiet vor Ort präsent und unterstützen die Menschen bedarfsgerecht und wirkungsvoll.
Gleichwohl ist darauf hinzuweisen, dass in den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege alle Untergliederungen im Rahmen ihrer jeweiligen Satzungen und im Einklang mit den jeweiligen Grundsätzen und Werten rechtlich selbst- ständig agieren und dabei sowohl untereinander als auch mit weiteren Marktteilnehmern im Wettbewerb stehen.
Die Tätigkeitsschwerpunkte in den verschiedenen Hilfebereichen haben sich im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2012 im Wesentlichen nicht verändert. Über ein Drittel der Angebote sind in der Kinder- und Jugendhilfe verortet. Fast zwei Drittel davon sind Kindertagesstätten. Über 90 Prozent der personellen Ressourcen werden in die Gesundheits-, Jugend-, Alten- und Behindertenhilfe eingebracht. Die verbleibenden zehn Prozent entfallen auf die Familienhilfe, die Hilfen für Personen in besonderen sozialen Situationen, die weiteren Hilfen und Aus-, Fort- und Weiterbildungsstätten für soziale und pflegerische Berufe. In der Gesundheitshilfe finden sich lediglich knapp sieben Prozent der Angebote, die allerdings über ein Fünftel der Mitarbeitenden der Freien Wohlfahrtspflege ausmachen. Innerhalb der Hilfebereiche lassen sich jedoch Veränderungen beobachten. Ein Thema, das in den letzten Jahren gesamtgesellschaftliche Anstrengungen erforderte, ist die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. Die Freie Wohlfahrtspflege konnte hier einen bedeutenden Beitrag leisten. So wurden fast 2.000 neue Angebote mit knapp 70.000 zusätzlichen Plätzen in stationären und teilstationären Einrichtungen geschaffen. Unter den Angeboten finden sich sowohl Gemeinschaftsunterkünfte, Wohnheime und Erstaufnahmeeinrichtungen, als auch offene Angebote in der Migrationsberatung. Die Fähigkeit der Freien Wohlfahrtspflege auf aktuelle Entwicklungen flexibel und zeitnah in Zusammenarbeit mit ihren Partnern reagieren zu können, wird hier sehr deutlich.
Die Statistik zeigt auch, dass die Träger der Freien Wohlfahrtspflege ein wichtiger Akteur auf dem Arbeitsmarkt sind: In den 118.623 Diensten und Einrichtungen sind fast 2 Mio. Menschen in ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Funktionen tätig.
Um auch in Zukunft attraktive Arbeitsplätze anbieten und ihrem sozialen Auftrag gerecht werden zu können, benötigen die Dienste und Einrichtungen angemessene rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen. Eine leistungsgerechte Refinanzierung der Dienste und Einrichtungen spielt hier eine bedeutende Rolle. Im Zusammenhang mit der Umsetzung von Reformen der Pflegeversicherung und des Bundesteilhabegesetzes sind dies aus Sicht der Träger von Diensten und Einrichtungen sehr relevante Fragestellungen. Der Grundsatz „ambulant vor stationär“ schlägt sich in den Leistungsstrukturen der Alten- und der Behindertenhilfe bereits nieder. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird. Dies unterstreicht die Bedeutung eines statistischen Regelwerks, das solche Entwicklungen nachzeichnen und eine Grundlage für den sozialpolitischen Dialog zwischen der Freien Wohlfahrtspflege und der Politik sein kann.
Prälat Dr. Peter Neher
Präsident (2017/2018)